Beweidungskonzepte
Die extensive Weidenutzung stellt neben der Pflegemahd, Entbuschungsmaßnahmen, der Etablierung von naturschutzfachlich wertgebenden Zielarten oder der Wiederherstellung von Lebensräumen eine weitere Möglichkeit zur Sicherung der Arten- und Lebensraumvielfalt in unserer Kulturlandschaft dar. Die Beweidung mit Schafen, Ziegen, Rindern, Pferden oder Eseln hat aber unsere Ökosysteme nicht erst seit der Kulturnahme der neolithischen Bauern und der damit verbundenen Entstehung von Kulturlandschaften geprägt. Über lange Zeiträume waren große Pflanzenfresser wie Wisent, Auerochse oder Wildpferd integrative Bestandteile unserer Ökosysteme und haben ein vielfältiges, teilweise offenes und halboffenes Landschaftsmosaik geschaffen.
Für viele Tier- und Pflanzenarten sind die Wirkungen der Weidetiere wie zum Beispiel Fraß, Tritt, Wälzen oder der Dung wichtige Existenzgrundlagen. Sie nehmen daher eine wichtige Schlüsselrolle in unseren Ökosystemen ein. Im Naturschutz haben sich vielfältige extensive Weidenutzungsformen entwickelt, dabei werden folgende Ansätze unterschieden (u. a. Riecken 2004, Bunzel-Drüke et al. 2015, Török et al. 2016):
- Traditionelle Pflege wertvoller Kulturlandschaften durch extensive Beweidung
Diese Weidenutzungsformen sind den früheren, jahrhundertealten landwirtschaftlichen Weidenutzungsformen sehr ähnlich. Typische Beweidungsformen sind beispielsweise die Hüteschafhaltung oder Saisonbeweidung. Auch die Haltung von Ziegen war in der Vergangenheit verbreitet.
Mehr Informationen siehe Projekt:
"Management von Offenland-Lebensräumen an pflegeproblematischen Steilhängen durch Ziegenbeweidung im Unteren Saaletal"
- Großflächige naturnahe Weidelandschaften mit dem Ziel des langfristigen Managements wertvoller Biotope oder FFH-Lebensraumtypen
Bei dieser Beweidungsform leben zumeist robuste Haustierrassen ganzjährig und in halbwilder Form auf großen Flächen. Ziel ist die Renaturierung und der langfristige Erhalt naturschutzfachlich wertvoller Biotope oder FFH-Lebensraumtypen einschließlich ihrer Arten- und Lebensgemeinschaften sowie die Förderung landschaftsdynamischer Prozesse. Bei einer Gefährdung konkreter Managementziele wird jedoch gezielt in die Entwicklungsprozesse eingegriffen. Mit diesem Ansatz werden zudem günstigere Finanzierungskonzepte verfolgt, da eine langfristige und kostendeckende Finanzierung traditioneller Weidenutzungsformen zunehmend schwieriger geworden ist.
Mehr Informationen siehe Projekte:
"Halboffene Weidelandschaft Oranienbaumer Heide"
"Monitoring einer Ganzjahres-Standweide mit Koniks auf einem Halbtrockenrasen auf dem Rödel (Sachsen-Anhalt)"
- Großflächige naturnahe Weidelandschaften mit dem Schwerpunkt Naturentwicklung ("Neue Wildnis")
Ziel dieses Ansatzes ist die Förderung natürlicher Prozesse. Die Entwicklung der Landschaften und Ökosysteme erfolgt ergebnisoffen, konkrete Managementziele werden nicht definiert. Zumeist werden bei diesem Ansatz Wildtiere oder durch Abbildzüchtungen ausgestorbener Wildformen (Auerochse, Wildpferd) entstandene Weidetiere eingesetzt.